Politik bevorzugt Mieter oder: Warum schaffen immer weniger Familien den Sprung ins Eigenheim?

VPB-Blog von VPB-Hauptgeschäftsführerin Corinna Merzyn zu den 8 Forderungen des Verbändebündnisses

Matthias Günther, Vorsitzender des renommierten Pestel Instituts, hat es eindeutig belegt: Immer weniger Menschen schaffen den Weg ins Wohneigentum. Dabei wäre dies die ideale Möglichkeit, die Mietmisere zu beenden. Denn es ist längst erwiesen: Wer von der Mietwohnung ins Eigenheim rutscht, der macht eine dringend benötigte Mietwohnung frei.

Aber es tut sich nichts! Im Gegenteil: Die Deutschen haben mit nur 45 Prozent schon jetzt beinahe die niedrigste Eigentumsquote in Europa. Tendenz weiter sinkend.

Woran liegt das? Das hat mehrere Gründe: Zum einen wird der Bau oder Kauf von Immobilien immer teurer, zum anderen können viele Menschen das zum Eigenheimkauf nötige Einstiegskapital gar nicht mehr ansparen. Wer zur Miete wohnt, zahlt hohe Mieten und vor allem ständig steigende Mietnebenkosten, wie etwa die Energiepreise, die staatlich verordnet linear steigen. Junge Mieter können dadurch immer weniger beiseitelegen. Damit verzögert sich die Ansparphase. Und sind die Kinder erst einmal aus dem Gröbsten raus, hat niemand mehr Interesse daran, sich den Sparzwängen auszusetzen, die Eigenheimbesitzer auf sich nehmen. Zumal die Banken dann auch immer zögerlicher werden mit Krediten, wenn die Antragsteller erst einmal über 40 sind.

Das Ansparen einer gewissen Summe – früher waren zwischen 25 und 30 Prozent des Kaufpreises üblich – ist aber nötig, denn gleich zu Beginn werden eine Reihe von Zahlungen fällig, die sofort erledigt werden müssen und die auch nicht wertsteigend wirken. Allen voran die Grunderwerbsteuer, die einige Länder über die Schmerzgrenze hinaus angehoben haben. Der VPB setzt sich hier schon lange für eine spürbare Entlastung ein, siehe VPB-Blog vom 22.02.2017 – Warum melkt Vater Staat private Bauherren?

Ein weiteres gesellschaftliches Problem ist die mangelnde Planungssicherheit: Gerade junge, auch gut ausgebildete Familien, hangeln sich heute mitunter jahrelang erzwungenermaßen mit Zeitarbeitsverträgen durch. Von ihnen wird außerdem hohe räumliche Flexibilität erwartet. Befristete Arbeitsverhältnisse machen aber eine Immobilienkreditaufnahme unmöglich, denn die Banken verlangen kontinuierliche Tilgung. Diese Menschen suchen also gezwungenermaßen Mietwohnungen, obwohl sie sich Wohneigentum leisten können. Eigentlich brauchen Sie nur eine Anschubfinanzierung, die die Ansparphase merklich verkürzt. Und die Streichung der Grunderwerbsteuer, damit sie, wenn sie beruflich weiterziehen müssen, ihr Eigentum verkaufen und anderswo etwas Neues kaufen können, ohne jedes Mal diese horrende Steuer aufbringen zu müssen.

Warum sollte das alles den Staat aber kümmern? Ganz einfach, weil Immobilienbesitzer eine verlässliche Klientel sind! Sie sind nicht nur garantierte Grundsteuerzahler, was immer mehr Kommunen (aus-)nutzen, sie sind auch nachgewiesen fleißige Sparer und erziehen schulisch erfolgreiche Kinder. Sie sorgen durch die Bildung von Wohneigentum fürs eigene Alter vor. Wer eine Immobilie besitzt, der wird nicht so schnell zum Sozialfall. Der bildet vielmehr beizeiten das Kapitalpolster, das im Notfall im Alter aufzehren kann. Altersarmut ist bei privaten Bauherren kein Thema!

Der Staat, das sind wir. Wir als Gesellschaft haben also große Vorteile von vielen zufriedenen Immobilienbesitzern. Wir sollten diese Klientel pflegen. Der VPB hat dazu gemeinsam mit dem Verbändebündnis mehrere Vorschläge gemacht. Einer davon ist die langfristige Zinsbindung für private Bauherren: Wie kommunale Bauunternehmen sollten auch die privaten Bauherren Zinsbindungen von 25 bis 30 Jahren erhalten. Das schafft Planungssicherheit, das macht den Menschen Mut, diese enorme Investition zu wagen.