Stichwort Gratis-Beratung oder: Wovon leben eigentlich Berater?
„Geiz ist geil“ so formulierten Werber erst vor wenigen Jahren provozierend – und waren offenbar enorm erfolgreich mit dem Spruch. Inzwischen haben sich die meisten Menschen daran gewöhnt, dass sie vieles billig und etliches umsonst bekommen. Allen voran Beratung. Manche Zeitgenossen fordern sie regelrecht ein.
Man hat den Eindruck, gerade Bauherren würden dabei inzwischen auch mal systematisch über den Tisch gezogen: so mancher Anbieter, etwa von Sanierungsmaterialien, offeriert seine Beratung als unauffälligen Einstieg in ein gezieltes Verkaufsgespräch für seine Produkt- und Dienstleistungspalette. Diese „Beratung“ wird gerne geleistet und auch gratis, denn sie führt am Ende zum Verkauf. Davon leben sie. Ein Fensterbauer rät also tendenziell und wenig überraschend zu neuen Scheiben, ein Heizungsinstallateur zum neuen Kessel, und ein Fassadenbauer hält Dämmen für die erste Wahl. Sie wären schlechte Geschäftsleute, wenn sie es anders machen würden.
Im Sinne der Bauherren und Hausbesitzer ist das nicht unbedingt. Wer wirklich fundierte Vorschläge für seine individuelle Bedürfnisse sucht, der muss sich entsprechende Berater suchen und diese für ihr Know-how honorieren. Das war schon immer so. Diese Experten beraten firmen- und produktneutral. Und das können sie nur, weil die Ratsuchenden sie für ihr Wissen und ihre Zeit auskömmlich bezahlen.
Bauherren erkennen das zunehmend, aber manche Verkäufer sind ihnen schon wieder einen Schritt voraus: Inzwischen umwerben sie auch mit eigens gegründeten „Instituten“ und Vereinen gezielt die Ratsuchenden. Wer nicht hinterfragt, wer dahintersteht, wer nicht weiß, wie eine Organisation sich finanziert, der läuft Gefahr, sich am Ende doch wieder von „Verkäufern“ beraten zu lassen, denen er eigentlich entgehen wollte.