Stichwort Grunderwerbsteuer oder: Warum melkt Vater Staat private Bauherren?
Diesmal ist es also Thüringen! Wieder erhöht ein Bundesland die Grunderwerbsteuer. Das machen sie reihum zuverlässig und zunehmend hemmungslos. Inzwischen liegt die Grunderwerbsteuer in den meisten Bundesländern schon bei einem mittleren Objekt beim Gegenwert eines modernen Kleinwagens.
Aber nicht nur einen elektrisch betriebenen Cityflitzer könnten die Bauherren davon bezahlen, sondern auch eine umweltfreundliche, energiesparende Ausstattung oder Sanierung des Baus. Das Geld könnte also in jedem Einzelfall für sinnvolle Innovationen ausgegeben werden, die uns damit auch den Klima-Zielen ein gutes Stück näher bringen.
Private Bauherren können ihr Geld aber nur einmal ausgeben. Und bereits jetzt ist es für junge Familien schwer bis unmöglich, Wohneigentum zu erwerben. Dies belegt eindringlich die Studie „Wohneigentum 2.0“, die im Auftrag unter anderem des VPB vom Pestel Institut erarbeitet wurde. Einer der Gründe, warum Menschen nur noch schwer zu eigenen vier Wänden kommen, ist die vielfach lange Phase von befristeten Arbeitsverträgen zum Berufseinstieg. Wer aber später mit dem Geldverdienen anfängt, der kann weniger ansparen, bekommt also weniger Kredit und so weiter. Verpassen die Menschen aber so den Einstieg in den Immobilienbesitz, können sie ihn auch in der Regel nicht mehr nachholen, denn die Banken rechnen dann nach, ob der Kredit noch bis zum Ruhestand abbezahlt werden kann – wer über 45 Jahre alt ist, tut sich damit oft schwer.
Junge, potenzielle Bauherren sind also heute klammer denn je. Damit nicht genug, schlägt der Staat auch gleich beim Kauf der Immobilien mit der Grunderwerbsteuer zu und mindert so auch gleich zu Beginn das Kapital. Wenige Jahre später blockiert er dann mit diesem Steuerinstrument auch den Aufstieg junger Familien aus der „Einstiegsimmobilie Eigentumswohnung“ in das „Fortgeschrittenenmodell Familienwohnhaus“, denn die Grunderwerbsteuer wird bei jedem Kauf erneut und in voller Höhe fällig.
Hier verhält sich der Staat kurzsichtig. Sinnvoller wäre der Verzicht auf die Steuer oder zumindest die Reduzierung auf die Zahlung einmal im Leben. Denn der Staat verkennt eines: Private Bauherren stellen nicht nur 80 Prozent der Wohnungen in diesem Land zur Verfügung, sondern Eigentümer sparen auch viel intensiver als Mieter fürs eigene Alter. Gerade im Hinblick auf das weitere Absinken der Renten in den nächsten Jahren ist das mietfreie Wohnen im Alter oft die einzige Vorsorge, um ohne Grundsicherung im Alter über die Runden zu kommen. Gerade Schwellenhaushalte fühlen sich abgehängt, wenn ihnen diese Möglichkeit zunehmend durch überteuerte Steuern genommen wird.